Hormonellen Haarausfall verstehen, vorbeugen und behandeln

Hormonellen Haarausfall verstehen, vorbeugen und behandeln

Haarausfall bei Frauen ist ein weit verbreitetes Problem, das oft eine erhebliche Auswirkung auf das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität haben kann. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus aktuellen Studien bieten Einblicke in die Ursachen von Haarausfall bei Frauen und eröffnen vielversprechende Behandlungsoptionen.

 

Warum leiden Frauen unter Haarausfall?

Haarausfall bei Frauen kann verschiedene Ursachen haben, darunter hormonelle, psychosomatische, autoimmune, ernährungsbedingte und paraneoplastische Faktoren.

Zu den häufigsten Gründen für Haarausfall bei Frauen zählen hormonelle Veränderungen (nach dem Absetzen der Pille, Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft, Menopause, etc.), genetische Veranlagung und Erkrankungen wie PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom). Aber auch Stress, schlechte Ernährung und bestimmte Frisuren können Haarausfall verstärken. 

Lasst uns genauer hinsehen:

Haarausfall durch hormonelle Veränderungen

Eine Studie hat gezeigt, dass hormonelle Veränderungen eine der Hauptursachen für Haarausfall bei Frauen sind. Das Absetzen der Pille, eine Schwangerschaft oder der Eintritt in die Menopause zählen dabei nur zu den häufigeren Ursachen einer hormonellen Veränderung.

Bei einer solchen, kann insbesondere der Anstieg des Hormons Dihydrotestosteron (DHT) zu Haarfollikelschäden führen. Diese Schäden äußern sich oft in einer Verkleinerung der Haarfollikel, was zu dünner werdendem Haar und letztlich zum Haarverlust führt. Interessanterweise ist DHT ein Metabolit des Testosterons, welches allgemein als männliches Hormon bekannt ist, jedoch auch in geringeren Mengen bei Frauen vorkommt.

Die Studie hebt hervor, dass der erhöhte DHT-Spiegel bei Frauen nicht nur aus einer erhöhten Produktion von Testosteron resultieren kann, sondern auch aus einer veränderten Aktivität der 5α-Reduktase, einem Enzym, das Testosteron in DHT umwandelt. Diese Veränderungen können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, einschließlich genetischer Prädisposition, Alterung und bestimmter Gesundheitszustände wie polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS).

Haarausfall durch genetische Veranlagung

Eine weitere Studie legt nahe, dass die Genetik eine wichtige Rolle bei weiblichem Haarausfall spielen kann. Frauen, deren Familien eine Geschichte von Haarausfall haben, könnten ein höheres Risiko haben. 

Haarausfall durch Stress

Haarausfall durch Stress, medizinisch oft als Telogenes Effluvium bezeichnet, ist eine häufige Reaktion des Körpers auf physische oder emotionale Belastungen. 

Das menschliche Haar durchläuft einen natürlichen Zyklus, der aus drei Phasen besteht – Anagen (Wachstumsphase), Katagen (Übergangsphase) und Telogen (Ruhephase). Normalerweise befinden sich etwa 85-90% der Haare auf der Kopfhaut in der Anagen-Phase, während der Rest in der Telogen-Phase ist.

Bei starkem Stress, sei es durch emotionale Traumata, körperlichen Stress wie eine Operation, schwere Krankheiten oder auch psychischen Stress, kann der Haarwachstumszyklus gestört werden.

Stresshormone, insbesondere Cortisol, können eine vorzeitige Beendigung der Wachstumsphase (Anagen-Phase) und den Eintritt in die Ruhephase (Telogen-Phase) bewirken. Das bedeutet, dass mehr Haare als üblich in die Telogen-Phase eintreten und schließlich ausfallen.

Wenn viele Haare gleichzeitig in die Telogen-Phase eintreten, kann dies zu einem sichtbaren Haarausfall führen, bekannt als Telogenes Effluvium. Dieser Zustand tritt typischerweise zwei bis drei Monate nach dem stressauslösenden Ereignis auf und kann sich in einem diffusen Haarverlust über die gesamte Kopfhaut äußern.

Stress kann auch das Immunsystem beeinflussen und zu Entzündungsreaktionen im Körper führen, die sich negativ auf die Haarfollikel auswirken können. Darüber hinaus kann chronischer Stress zu einer unausgewogenen Ernährung oder Vernachlässigung der Haarpflege führen, was ebenfalls den Haarausfall verschlimmern kann.

 

Haarausfall durch schlechte oder einseitige Ernährung

Haarausfall aufgrund schlechter Ernährung kann aus verschiedenen Gründen entstehen, da Haare für ihr Wachstum und ihre Erhaltung auf eine Vielzahl von Nährstoffen angewiesen sind. Hier sind einige Schlüsselfaktoren, wie eine schlechte Ernährung Haarausfall verursachen kann:

  1. Nährstoffmangel
    Eine unausgewogene Ernährung, die nicht genügend essentielle Nährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Proteine enthält, kann zu Haarausfall führen. Insbesondere sind Eisen, Zink, Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, B-Vitamine (einschließlich Biotin), Selen und Vitamin E wichtig für die Haargesundheit. Ein Mangel an diesen Vitaminen und Mineralstoffen kann zu schwachen, brüchigen Haaren und Haarausfall führen.

  2. Eisenmangel
    Eisenmangel ist eine der häufigsten Ursachen für Haarausfall, besonders bei Frauen. Eisen spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Hämoglobin, einem Protein in den roten Blutkörperchen, das Sauerstoff zu den Zellen transportiert, einschließlich der Haarfollikel. Ein Mangel an Eisen kann die Sauerstoffzufuhr zu den Follikeln reduzieren und damit das Haarwachstum beeinträchtigen.

  3. Proteinmangel
    Haare bestehen hauptsächlich aus Keratin, einem Protein. Eine Ernährung, die nicht genügend Protein liefert, kann dazu führen, dass der Körper das vorhandene Protein für andere lebenswichtige Funktionen verwendet, anstatt neues Haar zu bilden. Dies kann zu einer Verringerung des Haarwachstums und zu Haarausfall führen.

  4. Mangel an essentiellen Fettsäuren
    Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind wichtig für die Gesundheit der Kopfhaut und können in der Ernährung oft zu kurz kommen. Ein Mangel an diesen Fettsäuren kann zu einer trockenen Kopfhaut und letztendlich zu Haarausfall führen.

  5. Crash-Diäten und schneller Gewichtsverlust
    Unausgewogene, restriktive Diäten oder schneller Gewichtsverlust können zu einer plötzlichen Reduzierung der Nährstoffzufuhr führen, was den Körper in einen Schockzustand versetzen und Haarausfall verursachen kann.

 

 

Vorbeugung und Behandlung von hormonellen Haarausfall

Die Prävention und Behandlung von Haarausfall bei Frauen ist ein wichtiges Thema und man kommt wird ständig durch spezielle Shampoos, Haarkuren, Sprays, und und und überrannt. Aber was hilft wirklich?

Die neuesten Studien unterstreichen die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist. Eisen- und Vitamin-D-Mangel können Haarausfall verschlimmern, daher ist die richtige Ernährung entscheidend. Vermeiden Sie auch übermäßigen Stress und extreme Frisuren, die das Haar schädigen können.

Unterstütze Leber, Nebenniere, Darm

Leber, Nebenniere und Darm spielen eine wesentliche Rolle in verschiedenen Körperfunktionen, einschließlich der Gesundheit von Haaren. Probleme in einem dieser Organe können indirekt oder direkt Haarausfall begünstigen:

  1. Leber:

    • Die Leber ist entscheidend für die Entgiftung des Körpers und die Verarbeitung von Nährstoffen. Eine beeinträchtigte Leberfunktion kann zu einer unzureichenden Nährstoffaufnahme und -verarbeitung führen, was wiederum Haarausfall verursachen kann.
    • Lebererkrankungen können auch zu hormonellen Ungleichgewichten führen, besonders im Stoffwechsel von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron, was wiederum Haarausfall beeinflussen kann.
  2. Nebenniere:

    • Die Nebennieren produzieren verschiedene Hormone, einschließlich Cortisol, das Stresshormon. Chronischer Stress kann zu einer Überproduktion von Cortisol führen, was wiederum den Haarwachstumszyklus stören und zu Haarausfall führen kann.
    • Nebennierenstörungen, wie das Cushing-Syndrom (Überproduktion von Cortisol) oder die Addison-Krankheit (Unterproduktion von Cortisol), können zu hormonellen Ungleichgewichten führen, die Haarausfall verursachen können.
  3. Darm:

    • Der Darm ist entscheidend für die Absorption von Nährstoffen aus der Nahrung. Eine schlechte Darmgesundheit, wie sie bei Zuständen wie Reizdarmsyndrom, Zöliakie oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auftritt, kann die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Nährstoffmängel, insbesondere von Eisen, Zink, Proteinen und bestimmten Vitaminen, können Haarausfall verursachen.
    • Eine gesunde Darmflora ist wichtig für die optimale Funktion des Immunsystems. Eine Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmbakterien) kann Entzündungsreaktionen im Körper verstärken, was sich negativ auf die Haarfollikel auswirken und Haarausfall begünstigen kann.
    • Der Darm spielt auch eine Rolle bei der Entgiftung. Eine schlechte Darmgesundheit kann zu einer Anhäufung von Toxinen im Körper führen, die indirekt Haarverlust verursachen kann.

 

Stressmanagement

Die Forschung zeigt, dass chronischer Stress Haarausfall verschlimmern kann. In den meisten Fällen ist der stressbedingte Haarausfall vorübergehend. Sobald der Stress abklingt oder effektiv gemanagt wird, normalisiert sich der Haarwachstumszyklus in der Regel wieder, und das Haar beginnt innerhalb von einigen Monaten nachzuwachsen.

Stress zu reduzieren ist ein wichtiger Aspekt für das allgemeine Wohlbefinden und kann auf vielfältige Weise erreicht werden.

  1. Regelmäßige Bewegung
    Körperliche Aktivitäten, wie Spazierengehen, Joggen, Schwimmen oder Yoga, können Stresshormone reduzieren und die Freisetzung von Endorphinen fördern, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken.

  2. Meditation und Achtsamkeit
    Praktiken wie Meditation, achtsames Atmen und Yoga können helfen, deine Gedanken zu beruhigen und den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu lenken. 

  1. Ausreichend Schlaf
    Eine gute Nachtruhe ist entscheidend für die Stressbewältigung. Versuche einen regelmäßigen Schlafplan zu etablieren und schaffe eine ruhige, bequeme Schlafumgebung.

  2. Gesunde Ernährung
    Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralien, kann die Körper- und Gehirnfunktionen unterstützen und kann die Fähigkeit zur Stressbewältigung verbessern.

 

Die (für dich) richtige Haarpflege

Die falsche Haarpflege kann auf verschiedene Weise Haarausfall begünstigen. Beachte, dass jedes Haar unterschiedlich ist und auch entsprechend unterschiedliche Bedürfnisse hat. Wir lassen uns oft dazu verleiten bestimmte Haarstyles und Pflegeroutinen zu testen. Doch muss nicht das, was bei der einen wirkt auch bei dir wirken.

  1. Chemische Schädigung
    Die Verwendung von Haarfärbemitteln, Bleichmitteln oder Dauerwellenlösungen kann die Haarstruktur schädigen. Diese Chemikalien können die Cuticula (die äußere Schicht des Haares) beschädigen und das Haar schwächen, was zu Bruch und Haarausfall führen kann.

  2. Übermäßige Hitze
    Häufiges Styling mit Hitze durch Glätteisen, Lockenstäbe oder heiße Föns kann das Haar austrocknen und beschädigen. Die Hitze kann die Proteine im Haar zerstören, was zu sprödem Haar und Haarausfall führt.

  3. Straffes Styling
    Eng anliegende Frisuren wie Pferdeschwänze, Zöpfe oder Cornrows können an den Haarwurzeln ziehen, was zu einer Art von Haarausfall namens Traktionsalopezie führen kann. Langfristig kann dies zu dauerhaftem Haarverlust führen.

  4. Ungeeignete Haarprodukte
    Die Verwendung von Haarpflegeprodukten, die nicht für den individuellen Haartyp geeignet sind, kann zu Kopfhautirritationen und Haarausfall führen. Beispielsweise können Produkte mit harten Sulfaten die Kopfhaut austrocknen und reizen.

  5. Übermäßiges Bürsten oder Kämmen
    Zu aggressives Bürsten oder Kämmen, besonders wenn das Haar nass ist und anfälliger für Schäden ist, kann Haarbruch und Haarausfall verursachen.

  6. Mangel an Haarpflege
    Vernachlässigung der Haarpflege, wie unzureichendes Waschen oder Pflegen, kann zu einer Ansammlung von Produktrückständen, Schmutz und Öl auf der Kopfhaut führen. Dies kann die Haarfollikel verstopfen und das Haarwachstum beeinträchtigen.

 

Fazit

Haarausfall bei Frauen ist ein komplexes Thema, das viele Ursachen haben kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass Haarausfall multifaktoriell sein kann, d.h., er kann durch eine Kombination verschiedener Faktoren, einschließlich genetischer Prädisposition, hormoneller Ungleichgewichte und Umwelteinflüsse, verursacht werden. Daher ist es bei anhaltendem Haarausfall ratsam, medizinischen Rat zu konsultieren, um die zugrunde liegenden Ursachen zu ermitteln und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Die aktuelle Forschung bietet jedoch Hoffnung auf wirksame Behandlungen und Präventionsstrategien. 

Bleib informiert und achte auf Deine Gesundheit! Wenn du Fragen zu dem Thema hast, freuen wir uns auf deine Kommentare und E-Mails an hello@fembites.com.

 

! Disclaimer: Wenn wir "Frau" schreiben, meinen wir alle Menschen, die einen Zyklus haben.

 

Quellen: 

(1) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1046/j.1439-0353.2002.02558.x

(2) https://link.springer.com/article/10.1007/s10304-021-00406-6

(3) https://academic.oup.com/bjd/article-abstract/165/s3/7/6642721?redirectedFrom=fulltext&login=false

(4) https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S2352647517300011

(5) https://repro-health.com.ua/article/view/265471

 

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