Haarausfall ist oft ein Zeichen dafür, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob hormonelle Schwankungen, genetische Veranlagung, Stress oder ein Nährstoffmangel – die Ursachen sind vielfältig. Doch keine Sorge: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einem Haarverlust entgegenzuwirken. In diesem Artikel erfährst du alles über die verschiedenen Arten und wirksame Behandlungen von Haarausfall bei Frauen – damit du dich wieder rundum wohlfühlen kannst.
Was bedeutet „normaler“ Haarverlust und wann spricht man von krankhaftem Haarausfall?
Normaler Haarverlust ist ein natürlicher Teil des Haarwachstumszyklus. Jedes einzelne Haar durchläuft drei Phasen: die Wachstumsphase (Anagenphase), die Übergangsphase (Katagenphase) und die Ruhephase (Telogenphase). Am Ende der Ruhephase fällt das Haar aus, damit ein neues Haar nachwachsen kann. Dabei verlierst du täglich etwa 50 bis 100 Haare – das ist vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. Von krankhaftem Haarausfall spricht man, wenn deutlich mehr Haare ausfallen oder das Haarwachstum grundlegend gestört ist. Rund jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens eine Phase mit übermäßigem Haarausfall. Symptome können plötzlich auftretender, massiver Haarverlust, lichter werdendes Haar oder kahle Stellen sein. (1)
Tipp: Beobachte deine Haare genau. Wenn sie merklich dünner werden, kahle Stellen entstehen oder du ungewöhnlich viele Haare auf dem Kopfkissen oder in der Bürste findest, könnte es sich um krankhaften Haarausfall handeln. In diesem Fall solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um die Ursache abzuklären und rechtzeitig zu behandeln.
Welche Arten von Haarausfall gibt es bei Frauen, und was sind die Ursachen?
Haarausfall bei Frauen kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Hier sind die häufigsten Arten und ihre Ursachen:
1. Hormoneller Haarausfall
Hormonelle Veränderungen spielen bei Frauen eine große Rolle. Dein Körper reagiert sensibel auf Schwankungen deines Hormonhaushalts, die verschiedene Auslöser haben können.
Haarausfall nach dem Absetzen der Pille:
Ein häufiges Phänomen nach dem Absetzen der Pille ist das sogenannte Post-Pill-Syndrom. Während der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel wird der natürliche Hormonhaushalt durch künstliche Hormone reguliert. Nach dem Absetzen benötigt der Körper oft mehrere Monate, um wieder in eine natürliche Hormonbalance zu finden. In dieser Übergangszeit kommt es häufig zu hormonellem Haarausfall, da der plötzliche Abfall von Östrogen und Progesteron das Haarwachstum beeinflussen kann. Gleichzeitig kann der Androgenspiegel (männliche Hormone) vorübergehend ansteigen, was die Haarfollikel empfindlicher macht und diffusen Haarausfall auslöst.
Haarausfall im Zusammenhang mit PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom):
Frauen mit PCOS haben häufig einen Überschuss an Testosteron, was die Haarfollikel empfindlicher macht und zu Haarausfall führen kann. Besonders betroffen sind häufig die Haare am Scheitel, die dünner werden.
Postpartaler Haarausfall (Haarausfall nach der Schwangerschaft):
Viele Frauen erleben in den Monaten nach der Geburt verstärkten Haarausfall. Dieser tritt häufig als diffuse Erscheinung auf und ist in der Regel vorübergehend. Es wird angenommen, dass hormonelle Veränderungen während und nach der Schwangerschaft zu einem veränderten Haarwachstumszyklus führen.
Haarausfall in den Wechseljahren:
In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, während die Produktion von Androgenen (männlichen Hormonen) relativ zunimmt. Dies kann das Haarwachstum beeinträchtigen, da die Haarfollikel empfindlicher auf Androgene reagieren, was zu dünner werdendem Haar, besonders am Scheitel und an den Schläfen, führen kann. Dieser hormonell bedingte Haarausfall tritt häufig in Kombination mit anderen Symptomen der Wechseljahre wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen auf.
Was ist wichtig?
Um hormonellen Haarausfall zu behandeln, ist es generell wichtig, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Eine gesunde Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, bildet dabei die Grundlage. Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin, Zink oder Vitamin D können zusätzliche Unterstützung bieten. Falls der Haarausfall stark ausgeprägt ist, kann eine Hormontherapie nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt sinnvoll sein, um hormonelle Dysbalancen zu korrigieren.
2. Erblich bedingter (hormoneller) Haarausfall
Diese Form des Haarausfalls (auch androgenetische Alopezie genannt) ist genetisch bedingt. Deine Haarfollikel reagieren empfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT), ein Hormon, das aus Testosteron gebildet wird. (6)
Wie erkennst du erblich bedingten Haarausfall?
Das Haar wird besonders im Bereich des Scheitels dünner, während die Seiten oft weniger betroffen sind.
3. Kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata)
Diese Form des Haarausfalls wird durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst. Dein Immunsystem greift dabei fälschlicherweise die Haarwurzeln an. (7)
Wie äußert sich kreisrunder Haarausfall?
Es entstehen runde, kahle Stellen auf der Kopfhaut, die manchmal auch spontan wieder zuwachsen.
4. Haarausfall durch Stress
Chronischer Stress kann deinen gesamten Körper belasten, einschließlich deiner Haare. Stress stört die normale Haarwachstumsphase und versetzt die Haarwurzeln vorzeitig in die Ruhephase. (8)
Symptome:
Diffuser Haarausfall ohne klare kahle Stellen.
Wie wird Haarausfall diagnostiziert?
Wenn du den Verdacht hast, dass du an krankhaftem Haarausfall leidest, solltest du dich an eine*n Dermatolog*in wenden. Hier sind die gängigen Schritte zur Diagnose:
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Anamnese:
Der Arzt oder die Ärztin wird dich nach deinem Lebensstil, deiner Ernährung, deinem Stresslevel und eventuellen Vorerkrankungen fragen.
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Haaranalyse:
Unter dem Mikroskop wird geprüft, wie gesund deine Haarwurzeln sind.
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Bluttests:
Hormone, Eisenwerte, Schilddrüsenfunktion und andere relevante Parameter werden untersucht.
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Trichogramm:
Eine detaillierte Analyse, wie viele deiner Haare sich in der Wachstums- oder Ruhephase befinden.
Welche Behandlungen gibt es für Haarausfall bei Frauen?
1. Medikamentöse Behandlungen
Eine der bekanntesten Behandlungen ist Minoxidil, das direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Das Medikament fördert die Durchblutung der Haarfollikel und kann die Haarwachstumsphase verlängern. Minoxidil ist besonders effektiv bei diffusem oder erblich bedingtem Haarausfall, wobei Geduld erforderlich ist, da sichtbare Ergebnisse oft erst nach 3–6 Monaten auftreten.
Für hormonell bedingten Haarausfall, wie er beispielsweise in den Wechseljahren oder durch das Absetzen der Pille auftritt, kann eine Hormontherapie hilfreich sein. Das kann die Einnahme von Antiandrogenen oder eine individuell abgestimmte Hormonersatztherapie umfassen. Es ist jedoch wichtig, solche Behandlungen immer mit einer Ärztin oder einem Arzt abzuklären, da sie je nach individuellen Bedürfnissen angepasst werden müssen. (9) (10) (11)
2. Ernährung & Nahrungsergänzungsmittel
Die richtige Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Haare. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien ist, sorgt dafür, dass deine Haarwurzeln mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt werden. Zu den besonders wichtigen Nährstoffen gehören:
- Aminosäuren: L-Cystein, L-Cystin und Methionin als natürlicher Bestandteil von Haaren sind essenziell für den Aufbau starker Haare.
- Keranat: Unterstützt das Haarwachstum, stärkt die Haarwurzeln und reduziert Haarausfall.
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Kupfer: Fördert die Melaninbildung, unterstützt die Pigmentierung der Haare und stärkt die Haarstruktur.
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OPC: Schützt die Haarwurzeln vor oxidativem Stress und verbessert die Durchblutung der Kopfhaut.
- Biotin: Vitamin B7 stärkt die Haarstruktur und verhindert Haarschäden. Enthalten z.B. in Eiern (besonders im Eigelb), Mandeln, Süßkartoffeln, Avocados und Karotten.
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Omega-3-Fettsäuren, die in fettem Fisch, Leinsamen und Walnüssen enthalten sind, können Entzündungen im Körper reduzieren und das Haarwachstum fördern.
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Vitamin A, das in Karotten, Süßkartoffeln und grünem Blattgemüse vorkommt, unterstützt die Talgproduktion und sorgt so für eine gesunde Kopfhaut.
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Vitamin C hilft nicht nur bei der Kollagenbildung, sondern hat auch antioxidative Eigenschaften, die das Haar vor freien Radikalen schützen. (Zitrusfrüchte, Paprika, Brokkoli, grünes Blattgemüse, Erdbeeren etc.)
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Magnesium, das in grünem Blattgemüse, Nüssen und Samen enthalten ist, trägt zur Entspannung der Muskeln bei und fördert eine gesunde Durchblutung der Kopfhaut.
- Zink unterstützt die Zellteilung und schützt die Haarfollikel vor Entzündungen. (Kürbiskerne, Linsen, Kichererbsen, Cashewkerne, Haferflocken, etc.)
- Eisen ist entscheidend für die Sauerstoffversorgung der Haarwurzeln. Enthalten z.B. in Spinat, Hülsenfrüchten, Quinoa, Tofu, Kürbiskernen oder getrockneten Aprikosen.
- Vitamin D fördert die Gesundheit der Haarfollikel und kann das Haarwachstum verbessern.
Um einem Mangel gezielt entgegenzuwirken, können Nahrungsergänzungsmittel speziell für die Bedürfnisse von Frauen eingesetzt werden.
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3. Natürliche Unterstützung
Natürliche Methoden zur Behandlung von Haarausfall sind sanfte Alternativen oder Ergänzungen zu den oben genannten Optionen:
- Rosmarinöl: Bekannt für seine durchblutungsfördernden Eigenschaften, kann es helfen, die Haarfollikel zu revitalisieren. Regelmäßige Kopfhautmassagen mit Rosmarinöl fördern die Nährstoffversorgung der Haarwurzeln.
- Aloe Vera: Diese natürliche Pflanze spendet Feuchtigkeit, kann die Kopfhaut beruhigen und Entzündungen reduzieren, was eine gesunde Basis für Haarwachstum schafft. Die Wirkung von Aloe Vera konnte wissenschaftlich jedoch noch nicht belegt werden.
- Teebaumöl: Dank seiner antimikrobiellen und entzündungshemmenden Wirkung kann es bei Schuppen oder gereizter Kopfhaut helfen.
4. Stressmanagement zur Unterstützung des Haarwachstums
Um stressbedingtem Haarausfall entgegenzuwirken, ist es wichtig, aktive Maßnahmen zur Stressreduktion in den Alltag zu integrieren:
- Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Cortisolspiegel zu senken und das Gleichgewicht der Hormone zu fördern.
- Regelmäßige Bewegung – ob Spazierengehen, Radfahren oder Tanzen – unterstützt die Durchblutung der Kopfhaut und wirkt gleichzeitig stimmungsaufhellend.
- Zeit für dich: Hobbys, Zeit in der Natur oder bewusste Pausen im Alltag können helfen, die innere Ruhe wiederzufinden.
- Schlafmanagement: Erholsamer Schlaf ist entscheidend, da der Körper während der Nacht Regenerationsprozesse durchläuft, die auch das Haarwachstum unterstützen.
Was kannst Du tun, um Haarausfall vorzubeugen?
- Pflege Deine Haare: Wähle Haarpflegeprodukte, die sanft zur Kopfhaut sind und keine aggressiven Chemikalien wie Sulfate oder Parabene enthalten. Achte darauf, dein Haar nicht zu oft zu waschen und verwende lauwarmes statt heißes Wasser. Verzichte auf übermäßiges Styling, um dein Haar nicht zusätzlich zu strapazieren. Nutze regelmäßig pflegende Haarmasken oder Ölkuren, um deine Haare mit Feuchtigkeit und Nährstoffen zu versorgen.
- Fördere deine Hormonbalance: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen wie Biotin, Zink, Eisen und Vitamin D kann das Haarwachstum unterstützen. Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Nüsse, Samen und fetter Fisch liefern wichtige Nährstoffe, die für gesunde Haare notwendig sind. Nahrungsergänzungsmittel können eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn Mangelerscheinungen vorliegen. Zusätzlich hilft es, deinen Hormonhaushalt durch regelmäßige Bewegung und eine stabile Schlafroutine auszugleichen.
- Reduziere Stress: Chronischer Stress ist eine häufige Ursache für Haarausfall, da er den Cortisolspiegel erhöht und damit andere Hormone aus dem Gleichgewicht bringt. Baue daher regelmäßige Entspannungstechniken in deinen Alltag ein, wie Yoga, Meditation oder Atemübungen. Auch Zeit in der Natur, ein erholsames Hobby oder bewusst genommene Auszeiten können helfen, Stress abzubauen.
- Sei sanft zu deiner Kopfhaut: Eine gesunde Kopfhaut ist die Basis für kräftige Haare. Massiere sie regelmäßig mit sanften Bewegungen, um die Durchblutung zu fördern. Das kann das Haarwachstum anregen und für eine bessere Aufnahme von pflegenden Produkten sorgen. In einer Studie wurde zudem eine Kombination aus funktionellen Antioxidantien und barriereverbessernden kosmetischen Inhaltsstoffen untersucht, um den Zustand der Kopfhaut zu verbessern. Diese Inhaltsstoffe haben das Potenzial, die Kopfhaut zu stärken und die Verankerung der Haare zu festigen. Dies trägt zu einer besseren Haltbarkeit der Haare bei und kann Haarausfall vorbeugen.
Fazit: Der Schlüssel liegt in der Ursache
Haarausfall kann sehr belastend sein, ist aber in vielen Fällen behandelbar. Am wichtigsten ist es, sich über die Ursache klarzuwerden. Denn je nach Auslöser gibt es verschiedene Ansätze, um den Haarverlust zu stoppen und neues Wachstum anzuregen. Ob durch gezielte Pflege, ausgewogene Ernährung, natürliche Hausmittel oder medikamentöse Behandlung: Nimm dir Zeit, auf die Bedürfnisse deiner Haare einzugehen, und suche bei Bedarf professionelle Unterstützung. Gesunde Haare beginnen mit einem gesunden Körper!
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! Disclaimer: Wenn wir "Frau" schreiben, meinen wir alle Menschen, die einen Zyklus haben.
Quellen:
(1) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19407435/
(2) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29979329/
(3) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30785992/
(4) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7847530/
(5) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33400421/
(6) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32250713/
(7) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35334197/
(8) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39570058/
(9) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37650533/
(10) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31473295/
(11) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15034503/
(12) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25573272/
(13) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29742189/
(14) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25842469/
(14) https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1034/j.1600-0625.2003.00046.x
(15) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31135099/
(16) Healthclaim: Kupfer trägt zu einer normalen Haarpigmentierung bei. Kupfer trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen
(18) Healthclaim: Biotin trägt zur Erhaltung normaler Haut & Haare bei
(19) Healthclaim: Biotin trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
(20) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25842469/
(21) https://www.dovepress.com/preparation-and-evaluation-of-a-multimodal-minoxidil-microemulsion-ver-peer-reviewed-fulltext-article-DDDT
(22) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39570058/
(23) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34424558/